Vitamin A, D, E und K: Immer wieder wird bei den fettlöslichen Vitaminen vor Überdosierungen gewarnt. Doch wie berechtigt ist die Sorge? Wie viel fettlösliche Vitamine brauchen wir und wie steht es um unsere Versorgung? Antworten und jede Menge praktische Tipps zur therapeutischen Anwendung gab Prof. Dr. med. Harald Stossier, Arzt für Allgemeinmedizin mit Schwerpunkt Orthomolekularmedizin, beim 22. Lübecker hoT-Workshop.
1:46 Vitamin A/ß-Carotin
9:56 Vitamin E
15:26 Vitamin K
20:15 Vitamin D
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🔎 Vitamin A / ß-Carotin
Benötigt wird Vitamin A z.B. im Auge, im Immunsystem, als Epithelschutz, als Antioxidans, bei der Fertilität sowie in Stress und Belastungssituationen.
Der tägliche Bedarf liegt bei 4 bis 6 mg ß-Carotin (2.300–3.300 IE Vitamin A). Auf der sicheren Seite ist man mit β-Carotin, das erst im Körper in Vitamin A umgewandelt wird, so dass eine Überdosierung ausgeschlossen ist. Bei Menschen, die weniger Vitamin A aus ß-Carotin herstellen können, kann die Gabe von Vitamin A statt ß-Carotin sinnvoll sein.
„Vitamin-A-Mangel ist häufiger als angenommen. Vor allem Risikogruppen wie Senioren, Kleinkinder, Schwangere und Stillende haben erhöhten Bedarf“, so Stossier. Frühe Anzeichen eines Vitamin-A-Mangels sind Probleme beim Nachtsehen und eine hohe Lichtempfindlichkeit.
👉 Die fettlöslichen Vitamine A, D, E und K immer zum Essen verabreichen, damit sie besser aufgenommen werden.
🔎 Vitamin E
Für Stossier ist Vitamin E eines der wichtigsten Vitamine gegen Entzündungen. Die höchste Aktivität der acht natürlichen Tocopherole hat D-α-Tocopherol. Enthalten ist es vor allem in kaltgepressten Ölen wie Weizenkeimöl. Vitamin E ist das wichtigste Antioxidans im Fettbereich und schützt insbesondere ungesättigte Fettsäuren, die Zellmembran, Enzyme, Hormone und andere fettlösliche Vitamine vor freien Radikalen und Oxidation.
Der tägliche Bedarf bezogen auf α-Tocopherol liegt bei 12 mg (18 IE). Eine Überdosierung ist kaum möglich, da hierfür sehr große Mengen nötig wären.
👉 Zur Regeneration von oxidiertem Vitamin E brauchen wir Vitamin C und Glutathion.
🔎 Vitamin K
Das „Koagulations-Vitamin“, wie Stossier Vitamin K gerne nennt, ist ein wichtiger Cofaktor für viele Enzyme. Es ist bedeutsam für die Knochenmineralisierung und zum Schutz der Gefäße (Arteriosklerose).
Der tägliche Vitamin-K-Bedarf liegt bei 60 bis 80 µg. Therapeutisch empfiehlt Stossier die Gabe von Vitamin K2 vor allem als Menaquion 7. Mögliche Einsatzgebiete sind Mitochondriopathien, Arteriosklerose sowie Diabetes. „Überdosierungen sind hier praktisch nicht bekannt.“ Vorsicht geboten ist lediglich bei Gerinnungspatienten.
👉 Ein gutes Maß für eine Unterversorgung sind extrahepatische Gla-Proteine, die bei Vitamin-K-Mangel nicht ausreichend carboxyliert werden.
🔎 Vitamin D
Besonders achten sollten wir auf das Sonnenhormon im Hinblick auf Knochen, Immunsystem (Autoimmunerkrankungen, Diabetes, Infektanfälligkeit), Zellwachstum und Entwicklung, Psyche, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Hautkrankheiten und Übergewicht. Vitamin D ist fast der wichtigste Regulator im Immunsystem und kann insbesondere die proinflammatorische Tendenz bei Autoimmunkrankheiten ausgleichen.
Stossier zum Thema Überdosierung von Vitamin D: „Ich kann Sie beruhigen, es passiert überhaupt nichts, wenn man es richtig einsetzt.“ „Es ist auch heute eine Illusion, dass wir über die Ernährung ausreichend Vitamin D zuführen könnten.“ Um Vitamin D bilden zu können brauchen wir die Sonne – und das in einer Intensität, wie wir sie hierzulande im (Herbst und) Winter nicht erreichen. Zusätzlich braucht die Vitamin-D-Synthese eine Reihe von Enzymen, die ihrerseits Cofaktoren wie Vitamin C und Magnesium benötigen.
👉 Da die Grundlage für die Knochengesundheit schon im Kindes- und Jugendalter gelegt wird, plädiert Stossier dafür, Vitamin D anders als bislang üblich über das Säuglingsalter hinaus zuzuführen.
👉 Wer übergewichtig ist, braucht mehr Vitamin D. Dazu Stossier: „Man könnte fast sagen: Das Fettgewebe ‚saugt‘ Vitamin D ab.“
👉 Nach Ansicht von Stossier ist es egal, ob man Vitamin D täglich, wöchentlich oder monatlich verabreicht, wobei die tägliche Gabe am natürlichsten ist.
Anschließend erklärte Stossier, wie genau Therapeuten den Vitamin-D-Bedarf ihrer Patienten berechnen und worauf sie bei Dialyse-Patienten und Patienten mit Autoimmunkrankheiten achten müssen.